Freitag, 18. Januar 2008

6. Bericht und Weihnachtszeit

Inzwischen haben wir den 18. Januar und ich habe euch leider immer noch nicht den Bericht über meine Erlebnisse während der karibischen Weihnachtsfeierlichkeiten und der letzen Zeit geschickt, dies möchte ich nun aber endlich tun. Genau so möchte ich euch noch ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen und hoffe, dass es euch, egal wo auch immer in der Welt verstreut, gut geht und ihr voller Energie und Optimismus in das Jahr 2008 gestartet seid : )) Bitte entschuldigt die Verspätung : ))
Dies hier ist mein 6. Bericht für euch und wie schon in den vorherigen Berichten kann ich euch von einem gut gelaunten Thomas in der Dominikanischen Republik berichten, der weiterhin sehr viel Spaß an der Arbeit und an seinem Projekt hat. Ja genau, mir geht es richtig gut und mit der durch den Urlaub gewonnenen Energie werden wir, also die anderen 2 Freiwilligen und ich, hoffentlich noch so einiges mit unseren Kids in Los Alcarrizos/ Santo Domingo bewegen können und uns noch besser kennen lernen.
Fangen wir also an mit einem Weihnachten wie es wohl gemäß den meisten deutschen Vorstellungen nicht verschiedener verlaufen könnte, da hätten wir zum Beispiel den offiziellen Beginn der Weihnachtszeit: In Deutschland bemerkt man das ja zum Beispiel an den vollgestopften Innenstädten an den Adventswochenenden und an den Millionen von Menschen, welche noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind. Hier läuft das im Gegensatz dazu viel ruhiger an, denn schon ab dem 17. Oktober, warum an diesem Tag offiziell die Weihnachtszeit beginnt konnte mir bisher leider niemand erklären, nimmt die Anzahl der Lichterketten und der künstlichen Weihnachtsbäume von Tag zu Tag zu. Ja sogar richtige Weihnachtsbäume gibt es hier, nicht etwa geschmückte Palmen, sondern kleine Plastik Tannen befinden sich in den meisten Häusern, welche, wenn es Strom gibt, in den schrillsten Farben die Straßen beleuchten. Strom gibt es um Weihnachten sogar richtig viel, der Präsident stellt ihn dann kostenlos für die ganze Zeit zur Verfügung, ansonsten gibt es weiterhin nur ein paar Stunden Strom am Tag, manchmal aber auch fast gar keinen. Die Wassersituation hat sich in der Weihnachtszeit nicht wirklich verbessert, das heisst: Wir bekommen wie vor dem Tropensturm Noel wieder regelmäßig alle paar Tage Wasser, jedoch ist dieses noch sehr oft verschmutzt.
Spätestens Ende November bemerkt man deutlich wie das Leben auf den Straßen immer geselliger wird, es wird sich abends getroffen um über Baseball, Politik und das Leben zu reden. Spätestens wenn dann Anfang Dezember alle Lichterketten befestigt sind und im Radio Weihnachts- Merengue und Bachata Hits die Hitparade rauf und runter laufen sind große Teile der Bevölkerung in einer Stimmung voll weihnachtlicher Entspannung. Die Musikvielfalt nimmt in dieser Zeit kaum zu, so kann man nur an manchen Texten den Bezug zu Weihnachten hören, europäische Hits wie zum Beispiel ein „Last Christmas“ sucht man hier vergebens : ))
Natürlich trägt auch das karibische Klima und Lebensgefühl zu dieser schönen Atmosphäre in der Weihnachtszeit bei. Bei 25 Grad im Schatten einiger Palmen Bachata zu hören und dabei ein paar lachenden Menschen beim Tanzen zuzusehen während man selbst über die schönen Seiten des Lebens spricht, gibt einem ein komplett anderes Gefühl, es führt auch zu einer gewissen zwischenmenschlichen Wärme, welcher man jeden Tag dank Nachbarn, Projektkindern und vielen Menschen mehr auf den Straßen begegnet, ja auf den Straßen und Galerien vor den Häusern, denn hier verbringt man die meiste Zeit, auch ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man ja auch aufgrund des kalten Wetters eher mehr Zeit zu Hause verbringt und damit vielleicht in manchen Fällen mit weniger sozialen Kontakt zu anderen Menschen.
Die Weihnachtstage an sich laufen dann eher umspektakulär ab, ja gerade zu eintönig, denn es wird einfach mit dem weitergemacht mit dem man zuvor schon begonnen hatte, also mit geselligem Leben und Feiern. Schon Nachmittags geht der erste Rum über die Theke der geöffneten Colmados, Menschen tanzen und lachen und das Ganze dann 3 Tage am Stück. Der großen Mehrheit kann man dann auch deutlich die 3 Tage ansehen, ich möchte gar nicht wissen wie viel Rum in der kompletten Dominikanischen Republik „vernichtet“ wurde : ))
Zum Beispiel haben wir eine nette Bekanntschaft mit einem Politiker gemacht, welcher uns im angetrunken Zustand ganz stolz in sein Haus eingeladen hat um uns dort sein Wahl Plakat zu zeigen, naja und angetrunken ist noch vornehm ausgedrückt ; )) Es genießt also wirklich jeder die Zeit um Weihnachten.
Erwähnenswert ist definitiv auch das Essen in dieser Zeit, den an jeder Straßenecke werden aufgespießte Schweine und Hähnchen angeboten. Schwein ist dabei echt etwas Besonderes im Insel Alltag und man kann sich gar nicht vorstellen wie viel geröstete Schweine an den Straßenecken des Landes hängen und dort warten bis sie von der Bevölkerung verzehrt werden, gerade für Vegetarier und Vegetarierinnen ist es geradezu ein Strafe an diesen Tagen das Haus zu verlassen : ))
Wir haben den 24. Dezember mit unseren Nachbarn verbracht, zu erst waren wir bei Nelson, Junior und Emily, also unseren Lieblingsnachbarn und später ging es dann zu einem leckeren Abendessen in das Haus der amerikanischen Freiwilligen, welche auch bei uns in der „Straße“ wohnen. In gemütlicher Atmosphäre wurde ein bisschen gesungen und zu guter Letzt sogar ein bisschen Geschenke ausgepackt, da jeder von uns jeweils einem anderen ein kleines Geschenk per Los- Verfahren vorbereitet hat. Der Rest des Abends wurde in unserem Haus mit Erholen verbracht.
Erholen mussten wir uns nämlich vom 23. Dezember, den an diesem Tag waren wir mit über 40 Kids am Strand, was unser Weihnachtsgeschenk für unsere Kids war. Für die Mehrheit der Kids war es das erste oder zweite Mal in ihrem Leben, dass sie am Strand waren, also echt etwas Besonderes was man auch schon deutlich an der Vorfreude bemerkte.
Eines Tages kam uns die Idee mit dem Strandtag, da der letzte Strandtag mit den ehemaligen Freiwilligen auch schon ein Erfolg war, und so beschlossen wir das Ganze zu Weihnachten zu machen. Innerhalb weniger Tage wussten es dann auch alle, trotzdem wollten wir im Vorfeld noch mit allen Eltern oder Erziehungsberechtigten, Geschwistern, Verwandtschaft,... sprechen, einige unserer Spieler haben ja bereits leider keine Eltern mehr. Schon diese Informationstour durch „Caballona“ und durch „La Lecheria“ war ein großer Erfolg, die Gespräche und Begegnungen sehr prägend und berührend, rund um eine „wunderschöne“ Erfahrung mit welch tollen und starken Menschen wir die Zeit verbringen, ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich mit diesen Menschen zusammen leben darf und auf das was sie aus ihren sehr schwierigen Situationen und Schicksalen machen und mit welcher Energie, Gastfreundlichkeit und Wärme sie uns empfangen haben. Genau so stolz bin ich auf unsere Kids, ich bin sehr froh dass ich mit ihnen zusammen arbeiten kann und dass ich von ihnen hoffentlich sehr viel für mein Leben mitnehmen kann und sie auch einiges von mir lernen können. An sich hätten die Eindrücke und die Gefühle dieser Tour schon einen Bericht verdient, vor allem auch die Bilder lachender Menschen die sich tief in meine Erinnerungen geprägt haben, auch wenn sie diesen Bericht nicht lesen werden: Danke : ))
Der Tag an sich lief ein bisschen chaotisch ab. Zwei Wochen vorher sah alles noch nach einem entspannten Tag am Strand aus, ein Fußballspiel war organisiert und das Essen in einem befreundeten Projekt in der Nähe des Strandes ging auch klar. 2 Tage vorher dann der Anruf, dass etwas dazwischen gekommen sei und so kein Spiel und kein Essen möglich wäre. Mit unser durchweg positiven Einstellung und mit dem Vertrauen auf unser Improvisationstalent machten wir uns dann also um 8 Uhr am 23. Dezember mit knapp 40 Kids auf in Richtung Strand. Nachdem relativ schnell ein passender Strand gefunden wurde, an dem die Kids sicher waren und nicht allzu viele andere Strandbesucher waren, machte ich mich auch sofort auf den Weg um etwas zum Essen zu organisieren, was für so eine große Anzahl doch relativ schwierig war. Die anderen zwei Freiwilligen passten so lange am Strand auf die Kinder auf. Dank meiner zwei anderen Begleiter, dem Fahrer unserer Guagua ( Kleinbus) und seinem Kumpel, konnten wir relativ schnell einen „Comedor“ finden, also eine Art Bistro. Nach kurzen Verhandlungen konnte ich dann mit erleichterter Stimmung an den Strand zurück kehren. Ein Fußball-Spiel konnten wir dann leider nicht mehr organisieren, den Kids hat es trotzdem gefallen und einige waren auch froh, denn sie zogen es vor bei der Hitze am Strand die Zeit zu verbringen, was man ja verstehen kann : )) Nach dem Essen und einem schönen Tag am Strand stiegen dann alle sichtlich müde in die Guagua ein um wieder zurück zu fahren, den ersten viel dabei schon nach wenigen Minuten die Augen zu : )) Einige Eindrücke dieses Tage gibt es durch die mitgeschickten Bilder.
Mit diesem persönlichen Highlight ist dann auch schon die Geschichte unserer persönlichen karibischen Weihnachtsgeschichte erzählt. Am 26. Dezember sind wir dann in unseren wohl verdienten Urlaub gestartet. Leider hatte ich zur Jahreswende hin ein paar Probleme mit dem Zustand meiner Füße, doch inzwischen bin ich wieder gesund und konnte auch die letzte Woche schon wieder ohne Probleme im Projekt arbeiten und zum Beispiel ein Fußballtraining leiten. Im Projekt läuft es inzwischen auch wieder normal ab, denn die erste Woche war doch sehr chaotisch. Um dies zu verdeutlichen muss ich euch nur die Tatsache erzählen, dass in der ersten Woche auch ein Großteil der Schulstunden nicht stattfand, da die Schüler und Schülerinnen einfach nicht gekommen sind. Nach 2 Wochen Ferien hat sich wohl die Mehrheit erst wieder langsam an die Schule gewöhnen wollen und so wurde der Unterricht kaum besucht. In unserem Projekt lief es ähnlich, aber jetzt sind wieder alle da und wir können in das neue Jahr durchstarten.
Vorschau: Im nächsten Bericht werde ich euch ein bisschen über unsere Erlebnisse fernab von unserem Projekt erzählen, ganz konkret geht es über ein paar andere wunderschöne Orte dieser Insel, über die Halbinsel „Samana“ und dem internationalen Aussteiger- Ort „Cabarete“, welcher auch als Surfer- Paradies bekannt ist, sowie über „Nagua“, der Stadt in der sich die anderen Freiwilligen der Dominikanischen Republik befinden.
Auf diesen Bericht müsst ihr nicht so lange warten, da einfach keine Urlaubs- und vor allem Reisezeit wie bei diesem Bericht dazwischen kommt. Ich hoffe ihr hattet dennoch euren Spaß an dieser kurzen Beschreibung von einem karibischen Weihnachten und von meiner letzten Zeit, es handelt sich dabei wirklich um meine persönliche Weihnachtsgeschichte und ich kann euch leider nichts darüber berichten wie zum Beispiel die Menschen in der Innenstadt von Santo Domingo Weihnachten gefeiert haben, ihnen geht es doch zum Großteil finanziell deutlich besser und ich könnte mir vorstellen, dass sich dies auch auf ihre Art Weihnachten zu feiern auswirkt. Auch am 6. Januar, dem „offiziellen Geschenketag“ auf der Insel,also nicht wie in Deutschland der 24. oder 25. Dezember, werden wohl dort die Geschenke deutlich größer ausgefallen sein als hier.
Das war er also mein 6. Bericht, ich hoffe ihr fandet ihn interessant und seit schon gespannt auf den nächsten Bericht, der bald kommen wird. Ich wünsch euch bis dahin eine schöne Zeit und viel Spaß, macht es gut und lasst etwas von euch hören
Thommi

5. Bericht und Sport

Nun habt ihr also meinen 5. Bericht vor Euch liegen, dieses Mal versuche ich euch einen Einblick in die schönste Nebensache der Welt und natürlich auch auf dieser Insel zu geben: Dem Sport : ))
Vieles ist hier von dem nördlichen Nachbarn den USA beeinflusst oder hat sich durch US-Amerikanische Besatzung im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt. Im Bereich „Sport“ kann man wohl noch die größten Einflüsse dieser vergangenen Zeiten sehen, so ist Baseball die Sportart Nummer 1 hier auf der Insel, gefolgt von der Nummer 2 Basketball. Nur in ganz wenigen Teilen der Dominikanischen Republik spielt Fußball überhaupt eine Rolle und wird dann zum größten Teil von haitianischen Migranten gespielt. Eine inzwischen durch den Tourismus populär gemachte Sportart, die man in fast allen Teilen der Dominikanischen Republik ausüben kann, ist Golf, jedoch spielt dieser Sport weiterhin nur beim Tourismus eine Rolle. Andere „Sportarten“ die im Zusammenhang mit dem Tourismus zu sehen sind, sind zum Beispiel Reiten, Rafting und verschiedene Arten des Surfen. Im Gegenteil dazu ist zum Beispiel Fahrrad Fahren bei der ländlichen dominikanischen Bevölkerung weit verbreitet, wo es aber vor allem der Fortbewegung dient.
Wer sich jetzt fragt warum ich euch nichts über Weihnachten in der Karibik erzähle,den muss ich auf den 25. oder 26. Dezember vertrösten, denn dann bekommt ihr, wenn alles planmäßig klappt, den 6. Bericht, der sich um Weihnachten drehen wird.
Sport:
Um euch also den versprochenen Einblick in das Thema liefern zu können werde ich in diesem Bericht ein paar Sportarten, welche hier in der Dominikanischen Republik, sowie in meinem Leben, die größte Rolle spielen, vorstellen und versuchen sie euch mit ein paar interessanten Hintergrundinformationen und Geschichten näher zu bringen.
Da haben wir zum Beispiel die Sportart Nummer 1 in Deutschland „Fussball“, welche hier als Bestandteil unseres Projekts natürlich die größte Rolle spielt, landesweit aber kaum Bedeutung findet. Es gibt eine funktionierende Liga, welche von März bis Oktober ausgespielt wird und an der knapp 10 Mannschaften teilnehmen. In dieser „ersten“ dominikanischen Liga gibt es sogar gewisse Standards und Regelmäßigkeiten, ganz im Gegensatz zum restlichen eher informellen Fußballsport, dennoch gibt es zum Bespiel nicht wirklich mannschaftsbezogene Trikots. Der Meister des letzten Jahres „ Barcelona“ hat nicht nur den Namen des spanischen Kultvereins geklaut, sondern spielt auch mit den den gleichenTrikots wie die Katalanen. Spätestens wenn man nicht in diesem ersten Liga Umfeld tätig ist, sieht man wie chaotisch und wie schwierig es ist hier ein kleines Turnier zu organisieren, geschweige denn eine funktionierende Liga zu starten. Unsere Vorgänger können über dieses Thema aus erster Hand berichten und mussten oftmals feststellen wie viel Frustrationstoleranz man während so einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Ausland benötigen kann. Bestes Beispiel war die Organisation des wirklich wunderschönen und emotionalen „Cafe con leche“- Abschiedsturniers der beiden: Zu erst eine kleine Erklärung der Turniernamens, welcher, wenn man Spanisch kann und das soziale Umfeld unseres Projekts kennt, sehr zutreffend ist: „Cafe“ ist einfach nur Kaffee, welcher ja schwarz ist und die Haitianer symbolisiert, die in unserem Projekt sind und mit uns zusammen leben. „leche“ bedeutet Milch und steht für die Dominikaner, welche eher weiß sind. Das Wort „con“ heisst „mit“ so ergibt sich Kaffee mit Milch, Schwarz mit Weiß, Haitianer mit Dominikanern. Genau für das steht unser Projekt für ein Zusammenleben von Haitianern und Dominikanern fernab von rassistischen Vorurteilen oder von Grenzen aufgrund der Hauptfarbe oder von Herkunft.
Kommen wir wieder zum ursprünglichen Thema: Für besagtes Fußballturnier wurden 20 Jugend- Mannschaften angefragt, von denen schließlich über 10 im ersten Moment zugesagt haben. Im Laufe der Zeit haben sich dann aber noch einige anders entschieden und abgesagt, z.B. auch eine Mannschaften, welche erst am Tag vor den Turnier abgesagt hat. Hier zeigt sich also deutlich die Unzuverlässigkeit im hiesigen Fußballsport, dennoch konnte am Ende ein wirklich schönes Turnier mit 8 Jugendmannschaften aus allen möglichen Bevölkerungsschichten der Hauptstadt durchgeführt werden. Einen großen Anteil daran hat auch Pascacio, der Fußballbeauftragte des Landes und einer unserer besten Freunde, welcher spontan noch eine zusätzliche Mannschaft organisieren konnte. Einziger Wermutstropfen dieses Turniers voller positiven Begegnungen zwischen verschiedenster Menschen war die Niederlage unserer Jungs im Finale gegen eine der reichsten Privatschulen der Stadt.
Dieser informelle Charakter des Jugendfußballs steht auch bei den Erwachsenen an der Tagesordnung, sprich es gibt kaum Strukturen um Fußball zu spielen. Unsere Trainingseinheiten finden zum Beispiel auf einem Baseball- Spielfeld statt, welche man hier wirklich in jedem noch so kleinen Dorf finden kann, dazu später aber mehr. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die „Ausrüstung“ der Spieler, welche beim Großteil unserer Kids noch nicht einmal Schuhe oder Hosen umfasst, ganz klar spielt hier aber auch die Armut unseres Projektumfelds die größere Rolle, deswegen spielen viele Kids barfüßig, ohne Hosen oder manchmal auch mit Jeans, welche aber normalerweise zur Schuluniform gehört und da man mit einer dreckigen oder kaputten Schuluniform nicht am Unterricht teilnehmen kann, versuchen wir das Spielen in Jeans zu unterbinden.
Leonell, so heisst der amtierende Präsident der Dominikanischen Republik, hat sich in den Medien vor 2 Monaten noch auf folgende Art und Weise geäussert: Er meinte, dass es sein Traum wäre in wenigen Jahren solch einen Zauberfußball zu spielen wie die Brasilianer. Das man davon aber noch meilenweit entfernt ist, könnt ihr euch nun hoffentlich durch meinen kleinen Einblick vorstellen. Die einzigen Hoffnungsschimmer am Horizont dieses Ziel irgendwann wenigstens ein bisschen zu erreichen und um unter den besten 100 Fußball Nationalmannschaften dieser Welt zu stehen ( Im Moment sind sie die Nummer 147) sind die immigrierten Haitianer, für diese spielt Fußball eine viel wichtigere Rolle. Warum dies so ist, kann ich mir bisher nicht wirklich erklären, bestimmt ist es aber zum Teil auf nicht vorhandene US- Amerikanischen Einflüsse zurückzuführen, den Haiti stand im Gegensatz zu der Dominikanischen Republik nie unter US- Amerikanischer Besatzung.

Was für die Kinder in den Favelas, also den Armenvierteln von Rio de Janeiro in Brasilien, der Fußball ist, ist hier der Baseball. Baseball ist hier mehr als „nur“ ein Sport, es gehört zu diesem Land einfach dazu und bedeutet für die armen Teile der Bevölkerung die einzige Chance aus Armut und Elend zu entkommen. Schätzungsweise gibt es weltweit über 600 professionell spielende Dominikaner, die Mehrheit davon spielt in der US- Amerikanischen Profi- Liga und verdient Millionen von Dollar. Baseball ist hier allgegenwärtig, es wird an jeder Straßenecke gespielt, egal ob mit improvisierten Schlägern aus Holzstangen oder Plastikflaschen und an den Fahnen, welche fast an jedem Auto befestigt sind, kann man auch schnell die Vereinszugehörigkeit feststellen. Die größten Rivalitäten gibt es zwischen den 2 Hauptstadt- Vereinen „Licey“ und „Escogidos“, sowie aufgrund der geographischen Lage und dem Kampf zwischen den 2 größten Städten und den besten Mannschaften zwischen „Licey“ und „Aguilas“ aus Santiago, der zweitgrößten Stadt nach Santo Domingo. Wir 3 Freiwillige haben eigentlich gar keine andere Wahl als „Licey“ zu unterstützen, da alle unsere Nachbaren und auch die Menschen aus unserem Projektumfeld stolze „Licey“- Anhänger sind. Außerdem ist der Besitzer, auf dessen Baseball- Feld wir trainieren, auch „Licey“ Fan und würde wohl gar keine andere Mannschaft akzeptieren : ))
Die Liga, der 8 Vereine angehören, geht Anfang Januar in die Endspielrunde und „Licey“ hat sich erwartungsgemäß schon qualifiziert. Hoffentlich finden wir dann auch mehr Zeit um noch ein paar Spiele mit wohl bis zu 25 000 Zuschauern zu besuchen. Bisher konnten wir nur ein Spiel besuchen, welches dann auch noch verloren wurde. Dennoch war es eine schöne Erfahrung zusammen mit unseren Nachbarn unsere Mannschaft zu unterstützen und natürlich in den Pausen das Ganze Drumherum zu erleben, die 4 Stunden, ja so lange dauert ein Baseball Spiel im Durchschnitt, haben sich auf jeden Fall gelohnt und haben Lust auf mehr gemacht.
Gerade auch beim Baseball kann man hier in der Dominikanischen Republik sehr gut feststellen wie Sport die Integration von Menschen fördern kann, was wir auch fast jeden Tag persönlich erleben, vor allem wenn uns jemand im Supermarkt oder wo auch immer auf unsere „Licey“- Mützen anspricht. So entstanden schon einige interessante Gespräche und Begegnungen, die Menschen finden es gut und schenken uns Respekt, wenn sie sehen wie wir uns auf ihre Kultur und Lebensweise einlassen und dazu gehört einfach Baseball dazu.
Eine weitere interessante Frage ist, wie es überhaupt zu diesem Baseball verrücktem Zustand gekommen ist: Die Dominikanische Republik wurde im Laufe des letzten Jahrhunderts einige Mal von US- Amerikanischen Militärs aufgesucht und besetzt, zum Beispiel um so korrupte und verbrecherisch Regierungen zu stürzen und um politische Stabilität ins Land zu bringen. Im Laufe dieser Besatzungen wurde immer mehr kulturelle Einflüsse aus den großem Nachbarstaaten wahrgenommen und zum Teil bis heute fortgeführt, ein weiteres Beispiel hierfür ist die Benennung der wohl 4 größten Straßen der Hauptstadt Santo Domingo, sie heißen Kennedy, Washington, Churchill, Lincoln, allesamt benannt nach US- Amerikanischen Präsidenten. Die Baseball Verrücktheit der Dominikanischen Republik ist also auf die Baseballverrücktheit der Vereinigten Staaten und dessen Einfluss zurückzuführen.
Um mein Empfinden in prägnante Worte zu fassen: Die Dominikaner wollen im Gegensatz zu den Deutschen kein Fußballprofi im Kindesalter werden : )), sondern sehen ihre Zukunft im Baseball, was für viele die einzige Chance für einen sozialen Aufstieg ist, deswegen kann man zurecht sagen „ Mit Baseball in eine bessere Zukunft“. Außerdem wird es wohl so sein, dass die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung wohl eher sämtliche Baseball- Spieler ihrer Mannschaft in und auswendig kennt als Namen der Präsidentschaftskandidaten : )) Ob das einige traurige Tatsache in so einem doch noch relativ korrupt geführten Land wie der Dominikanischen Republik ist oder nicht, soll jeder für sich selbst entscheiden. Den Menschen macht es auf jeden Fall Spaß und für den ein oder anderen ist es wohl neben karibischer Musik und dominikanischen Rum einer der wenigen Lichtblicke in seinem Leben.

Am Ende dieses Berichts ist nun die Zeit gekommen euch wunderschöne und gesunde Weihnachten zu wünschen. Natürlich hoffe ich, dass all eure Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen. Noch viel mehr am Herzen liegt mir aber der Wunsch, dass ihr in dieser eigentlich doch so stressigen Zeit, bestes Beispiel wohl die vollen Innenstädte und Kaufhäuser kurz vor Weihnachten, die normalerweise doch so besinnliche Stimmung nicht vergesst und dass ihre schöne und ruhige Stunden zusammen mit den Menschen verbringen könnt, die ihr liebt und wertschätzt, sei es zusammen in einem Zimmer sitzend und über die Welt redend oder „nur“ in Gedanken mit euch selbst.
Morgen geht es zusammen mit unseren Projektkindern an den Strand !!!!, worauf ich mich schon sehr freue und unsere Kids wohl noch mehr : ))
Die eigentliche Weihnachtsmail von mir liegt hoffentlich pünktlich am 25. Dezember in eurem Online Postfach. Freue mich über jedes Lebenszeichen von euch und hoffe, dass es auch allen mindestens so gut geht wie mir hier : ))
Die alten Berichte gibt es jetzt auch unter meinem Blog zu lesen, Adresse siehe unten. Ein Vorsatz für das Jahr 2008 wird auf jeden Fall sein, euch mit mehr Bildmaterial zu versorgen ; ))

Weihnachtliche und zufriedene Grüße aus der Karibik wünscht euch euer

Thommi

Freitag, 16. November 2007

4. Bericht und das Problem Wasser

Wir schreiben heute Montag, den 12. November, ich sitze in meinem Zimmer und versuche die gemachten Erfahrungen der letzten Zeit Revue passieren zu lassen und aufzuarbeiten. Um euch die Möglichkeit zu geben meine Gedanken und meine Gefühle ein bisschen mehr zu verstehen schreibe euch jetzt einen weiteren Bericht mit ein paar Impressionen aus unserem aktuellen Leben.

Als erstes fällt mir unsere Wassersituation ein: Normalerweise bekommt man hier alle 3 oder 4 Tage neues Wasser durch eine Art Wasserleitung, deswegen haben wir zum Beispiel einen Wassertank auf dem Dach, so dass wir eigentlich kaum Probleme mit dem Wasser haben. Wir können also duschen, das WC mit Wassereimern spülen, Geschirr waschen und fürs Trinken muss man sich sowieso große Kanister Trinkwasser kaufen, da das Leitungswasser einfach nicht sauber genug ist. Die gerade aufgezählten Möglichkeiten, welche zum Beispiel für den Großteil der deutschen Bevölkerung schon selbstverständlich sind, gehören hier teilweise schon zum Luxus, welchen wir auch nur genießen können solange es Wasser im Tank gibt. Die Situation der Bevölkerung zum Beispiel im Batey La Lechería ist noch prekärer und das Leben ist geprägt von der Knappheit der Ressource „Wasser“.
Gerade hier machen wir eine neue Erfahrung, die uns zeigt, wie viel Glück all die Menschen haben, die sich keine Gedanken und Sorgen um Wasser machen müssen. Wir leben inzwischen schon in der DRITTEN Woche !!!! ohne Wasser, durch den Tropensturm Noel hat sich die Wassersituation auf dieser Insel noch mehr verschlechtert, so wurden durch die Fluten nicht nur Hab und Gut vieler Menschen zerstört, sondern auch große Bestände an einigermaßen sauberen Wasser verdreckt. Soviel wir wissen hat ein Großteil der Stadt Los Alcarrizos, also mehrere zehntausende Menschen, seit Noel bis heute noch kein Wasser bekommen, Bisher sind das fast 3 Wochen und es gibt viele Stimmen, die sagen, dass es noch 2 Wochen länger dauern könnte. Für die Regierung stellt dies auch ein enormes Problem dar, so wird versucht die Bevölkerung mit Lastwagen und Wassertanks zu versorgen, was aber nur einigermaßen funktioniert, wir hatten bisher zumindest nur einmal das Glück an ein bisschen Wasser zu kommen. Am Anfang war Trinkwasser auch an ein paar Tagen ausverkauft , inzwischen muss man es aber nicht mehr rationieren. An den andauernden Wassermangel sind wir aber schon gewöhnt, so wird nur noch mit einem Wasserkrug geduscht, das WC wird mit gebrauchten Duschwasser und Geschirrspülwasser gespült umso möglichst effizient das restliche Wasser zu nutzen. Dennoch hoffen wir natürlich jeden Tag auf einen neuen Lastwagen der Regierung oder auf ein endlich wieder funktionierendes Wasserleitungssystem. Für die Menschen in den Bateys ist es teilweise noch nicht einmal etwas Besonderes, da sie oftmals nur alle 4 Wochen wieder frisches Wasser bekommen, dennoch hat sich die Situation nach Noel bei weitem noch nicht normalisiert. Ein Grund hierfür sind zum Beispiel die enormen Moskitobestände, welche für die Verbreitung des Dengue- Fiebers mitverantwortlich sind. Letzten Freitag haben wir versucht bis spät in den Abend mit unserer Turnier-Mannschaft zu trainieren und man muss wirklich sagen, dass es bei dem Versuch blieb, da man einfach im Sekunden-Takt von Moskitos gestochen wurde und man eher damit beschäftigt war sich vor den Moskitos zu retten.
Naja dennoch belegen wir im Moment bei dem am letzen Sonntag gespielten Turnier die Plätze 2 und 3 und machen uns noch alle Hoffnungen auf den Turniersieg, welcher nächsten Sonntag ausgespielt wird. Um dies aber zu erreichen muss sich vor allem unsere erste Mannschaft noch steigern, daran arbeiten wir gerade gezielt im Training und sind guter Dinge, dass wir am kommenden Sonntag den Pokal holen werden.
Jetzt wisst ihr ja eigentlich fast schon bescheid was wir das letzte Wochenende mit unseren Projektkids gemacht haben. Auch am Samstag war von Freizeit eigentlich keine Spur, da ich mich bereits um 7 Uhr auf dem Weg zu einem Treffen mit einer Organisation gemacht habe, welche mit Haitianischen Flüchtlingen in den Bateys von Santo Domingo arbeitet. An diesem Tag erhielt ich von einigen Mitarbeitern der Organisation einen sehr guten Einblick in ihre Arbeit und in die Möglichkeiten mit denen man den Haitianischen Flüchtlingen helfen kann. Für das nächste Wochenende stehen schon wieder weitere Treffen an um so noch mehr über die Flüchtlingsarbeit hier zu erfahren, so dass ich spätestens im Dezember mit der Arbeit in unseren Bateys zusammen mit einer US-Amerikanischen Freiwilligen beginnen kann.
Den Großteil des Treffens verbrachten wir in „Guachupita“, eines der ärmsten Barrios der Hauptstadt. Es liegt direkt am Fluss „Ozama“, welcher Santo Domingo in 2 Teile teilt, und war deswegen von dem Tropensturm Noel extrem betroffen. Hunderte Häuser standen und stehen teilweise immer noch unter Wasser, ganze Häuser sind abgerissen oder voll mit Schlamm. Durch Besuche bei Familien mit haitianischer Abstammung konnte ich mir deswegen ein sehr guten Eindruck von der Situation vor Ort machen und denke noch sehr oft an die Erfahrungen, welche sich in meine Gedanken eingeprägt haben. Eine sehr bewegende Erfahrung war zum Beispiel der Besuch eines 30- jährigen Mannes, welcher sein Haus direkt neben dem Fluss hat, weshalb es komplett mit Schlamm verschmutzt ist. Es war wohl nicht nur die Zerstörung seines Hauses , sondern auch die psychischen Erfahrungen und Belastungen, die er während dieser extremen Zeit gemacht hat, welche ihn während unseres Besuches zum Weinen gebracht haben. Also wenn ich in diesem Kontext von „uns“ rede, dann spreche ich von den Mitarbeitern der Organisation, einer Anwältin, einer anderen Freiwilligen aus Haiti und mir. Mit diesen Menschen werde ich wohl die nächste Zeit noch öfters am Wochenende nach Guachupita schauen, weil dort sehr viele Familien wohnen, welchen bereits erfolgreich beim Kampf für ihre Rechte geholfen wurde oder noch geholfen wird. Eine weitere Geschichte aus dem Leben dieser Familien wurde uns von einem 20 jährigen Jungen erzählt. Dieser hat auch keine offiziellen Papiere und kann deswegen zum Beispiel nur sehr bedingt Arbeit suchen oder sich frei in den Straßen der Hauptstadt bewegen, denn jedes Mal wenn er von der Polizei aufgegriffen wird, bedeutet das für ihn Gefängnis oder zumindest einen eintägigen Aufenthalt auf der Polizeiwache. Seine Eltern haben während unseres Besuchs auch sehr eindrucksvoll beschrieben wie sie sich fühlen, wenn ihr Sohn mal wieder abends nicht nach Hause kommt und sie sich vergeblich fragen, was wohl wieder passiert sein könnte.

Gegen Ende meine Berichtes möchte ich noch einmal konkret auf das Thema Wasser zurückkommen. Die Knappheit der Ressource Wasser ist in vielen Teilen unserer Erde eines der größten Probleme, was leider von sehr vielen Menschen nicht wahrgenommen wird. Hier ein paar Zahlen einer Broschüre der Deutschen Welthungerhilfe um zu verdeutlichen wie prekär die Lage ist:

5 Millionen Menschen sterben jährlich durch Krankheiten mit Bezug zu unreinem Wasser oder fehlendem Wasser
2.3 Milliarden Menschen leiden an Krankheiten durch unreines Trinkwasser
60% der Kindersterblichkeit sind auf Krankheiten wegen dreckigem Trinkwasser zurückzuführen


Doch glücklicherweise gibt es auch einige Organisationen, die sich um die Menschen kümmern, welche keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Zum Beispiel möchte ich hier kurz meine Freunde von „Viva con agua de Sankt Pauli“ erwähnen, welche durch ihr Engagement und ihre Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe in Lateinamerika und Afrika für den Bau von Trinkwasserbrunnen zuständig sind. In unseren jetzigen Situation muss ich sehr oft an Euch und Eure Arbeit denken und möchte Euch einfach nur ein richtig großes Dankeschön für Eure Arbeit aus der Dominikanischen Republik in Richtung Hamburg schicken. Wer sich mehr über die Arbeit dieser innovativen und unkonventionellen Hilfsorganisation informieren möchte, kann die offizielle Homepage www.vivaconagua.de besuchen. Im Anhang meiner Mail befindet sich auch das Skript eines von mir gemachten Vortrags über „Viva con Agua de Sankt Pauli“ mit den wichtigsten Daten zu den Projekten und zur Organisation.

Ok das war es schon wieder, dieses Mal ging es vor allem speziell um das Thema „Wasser“ und mein letztes Wochenende. Ich hoffe, ihr habt weiterhin Interesse an meinen Berichten und könnt euch zumindest ein bisschen in die Situation hier einfühlen. Wer das alles hautnah erleben möchte, kann ja gerne vorbei kommen, ihr seid alle herzlich eingeladen : ))


Geht es auch allen gut?? Erzählt mal was?? : )) Hier weiterhin alles im grünen Bereich, euch noch eine schöne Woche und einen schönen Winteranfang.

Liebe Grüße Thommi aus Los Alcarrizos

3.Bericht und der Tropensturm "Noel"

„Es justamente la posibilidad de realizar un sueno lo que torna la vida interesante.“ -
In etwa: Es ist einfach nur dir Möglichkeit einen Traum zu realisieren was das Leben zu etwas Interessantem macht.

Nachdem ich jetzt hier in der Dominikanischen Republik mein erstes Buch auf Spanisch gelesen habe, nämlich „El Alquimista“ zu Deutsch „Der Alchimist“ von Paulo Coelho , schreibe ich euch jetzt meinen dritten Bericht.
Das Buch, vom dem auch das oben genannte Zitat stammt, handelt von einem andalusischen Schafhirten, welcher aufgrund eines Traumes komplett sein Leben verändert und sich auf die gefährliche aber auch interessante Reise in Richtung der Pyramiden von Ägypten begibt um während dieser Reise sein Leben und dessen wirklichen Sinn und Schatz zu entdecken. Durch Zeichen in der Natur und durch versteckte Hinweise der Personen, welchen er während seiner Reise begegnet, begreift er immer mehr über sein Leben und sein eigentliches Tun und Handeln.
Warum ich euch jetzt kurz versucht habe einen kleinen Einblick in dieses wunderschöne Buch zu geben, wurde mir bereits während des Lesens klar. Ähnlich wie dieser Schafhirte begehen wir, also wir 3 Freiwillige hier in Santo Domingo, aber auch viele anderen Menschen in dieser Welt, eine Reise in ein fremdes Land und in fremde Kulturen um am Ende ein klein bisschen mehr über uns selbst und über unser Glück, sowie vielleicht auch Sinn unseres Lebens, zu entdecken. So finde ich auch das schöne Zitat von Paulo Coelho einfach zutreffend auf mich und meine Motivation hier in der Dominikanischen Republik neue Lebenserfahrungen zu machen.
Ich bin sehr froh, dass ich euch weiterhin gesund und glücklich über diese Reise berichten kann. Hier läuft weiterhin alles sehr gut, weshalb ich als persönliche Statusmeldung ein fettes Grün an die Verantwortlichen von meiner Organisation, aber natürlich auch an alle anderen Interessierte in Deutschland, gebe.
In diesem Bericht wird es natürlich wieder um unser Projekt gehen, da dieses einfach der wichtigste Teil unseres Lebens hier ist und wir deswegen auch die meiste Zeit mit ihm verbringen. Außerdem versuche ich euch noch einen kleinen Einblick in die Dominikanische Gesellschaft und das Phänomen Rassismus zu geben. Abschließend werde ich euch noch als kleinen Abschluss ein paar andere Sachen erzählen.

Das Projekt:
Es gibt wieder einige Neuerungen und Veränderungen,ab dieser Woche beginnt unser Tag montags und dienstags um 8 Uhr in der Schule, in der wir auch bei der Hausaufgabenbetreuung helfen. Wir geben dort dann für eine Stunde in 3 Klassen in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrer Englischunterricht. Unser Ziel ist es dabei den jeweils knapp 40 SchülerInnen einen kleinen Einblick in die Englische Sprache zugeben. Was auf jeden Fall eine interessante, aber auch anspruchsvolle Arbeit sein wird. Im Moment sind wir noch dabei die ersten Stunden vorzubereiten, unser Hauptaugenmerk liegt dabei bei einigen Basissätzen, um sich zum Beispiel vorstellen zu können, und bei dem Gefühl und der Aussprache der Englischen Sprache. Für die meisten der Kids ist es die erste Fremdsprache, die sie lernen, andere können aufgrund ihrer familiären Situation neben Spanisch noch Kreolisch und Französisch, beides Sprachen welche in Haiti gesprochen werden. Diese Tatsache und natürlich auch die schwierige Situation in einem überfüllten Klassenzimmer Englisch zu unterrichten, werden wohl oft genug das Improvisationstalent und die Flexibilität der Lehrer und von uns Freiwilligen fordern.
Danach kommt wie jeden Tag unserer Woche um 10 Uhr bis 12 Uhr das erste Fußball-Training, welches aber nicht ganz so gut besucht wird, da viele der Kinder inzwischen Vormittags in eine Schule im Batey „ La Lechería“ gehen. Für die 10 Uhr Mannschaft verhandeln wir gerade noch um einen Raum um auch diesen Spielern besser in ihrem Schulleben und bei den Hausaufgaben helfen zu können. Denn dann werden wir z.B. montags gleich nach der Englischstunde in der Schule um 9:30 mit dem Training beginnen, so dass wir um 11 Uhr mit dem Training aufhören können um dann gleich auf „Sala de tarea“ also Hausaufgabenbetreuung bis kurz nach 12 Uhr überzugehen. Solange dieser Raum aber noch nicht 100%ig zu unserer Verfügung steht, machen wir weiterhin das Training von 10 Uhr bis 12 Uhr.
Die beste Veränderung stellen wir dann gegen 13:30 fest, inzwischen haben wir jeden Tag mindestens eine zweistellige Anzahl von Spielern im Sala de tarea, also bei der Hausaufgabenbetreuung, während der wir auch immer expliziter an schulischen Probleme unserer Fußballer arbeiten, dass heisst ganz konkret Rechnen, Lesen und Schreiben. Da haben wir zum Beispiel den 14 jährigen Wilson, welcher bis vor kurzer Zeit weder Buchstaben kannte noch Rechnen konnte. Vor einer Woche wurde er eingeschult, was ein Erfolg der von unseren Vorgängern und von uns jetzt weitergeführten Arbeit ist, so etwas zeigt dann auch deutlich wie wichtig unsere Arbeit hier ist. Neben Grund- Rechenarten arbeiten wir vor allem an der sehr weit verbreiteten Lese- und Schreibschwäche, aber noch so jeder kleine Fortschritt oder auch noch größere Erfolge wie zum Beispiel die Einschulung Wilsons freuen und motivieren uns weiterhin unser Bestes zu geben.
Nach dem „Sala de tarea“ beginnt dann um 15 Uhr das Fußball Training mit unserer Vorzeige- Mannschaft, Vorzeige auch gerade deshalb, weil immer zwischen 15 und 20 Kinder motiviert mitmachen. Mit dieser Mannschaft nehmen wir im November dann auch endlich an einem Turnier teil, die Versprechungen, welche uns der Turnierorganisator vor ein paar Wochen gegeben hat, werden dann doch noch eingehalten, so sind wir mit dieser Mannschaft auf jeden Fall die nächsten Sonntage in der Hauptstadt Santo Domingo unterwegs.
Um 17 Uhr steht dann das letzte Fußballtraining an, dieses Mal sind es vor allem die „Pequenitos“, also die kleinen Jungs, die uns auf Trab halten und uns so einige Nerven kosten. Die Veränderung hier: Ab dieser Woche wollen wir in dieses Training auch die Jungs aus der Lechería integrieren, welche wegen ihres Besuchs zweier Schulen weder Vormittags noch Nachmittags Zeit für das Fußball Training haben. Gegen 18: 30 Uhr beenden wir dann meist mit zufriedener Miene unseren Projekttag. Obwohl man natürlich unsere unzähligen und teilweise bis spät in die Nacht dauernden Diskussionen über Fußball und unser Projekt zu Hause auf unserer Galerie nicht vergessen darf : ))
In meiner Freizeit recherchiere ich gerade zum Thema Rassismus und dem Leben vieler Haitianer hier in der „Illegalität“, weil sie vom Staat nicht anerkannt werden und somit keine gültigen Papiere besitzen. Diese stellen dann zum größten Teil die unterste Schicht in der dominikanischen Gesellschaft dar, da sie kein Zugang zu medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern haben und da ihnen, und zum Teil auch ihren Kindern, der Zugang zu einer Schule also Bildung unmöglich gemacht wird. Im ganzen Land haben sich einige Organisationen und Gruppen dieser Thematik angenommen und wollen die Situation dieser Menschen verbessern. Ähnliches wollen eine neue Freiwillige einer anderen Organisation aus den USA und ich in der verbleibenden freien Zeit versuchen, konkret wollen wir diesen Menschen bei dem Kampf für ihre Papiere und damit für ihre Rechte unterstützen. Deswegen habe ich zum Beispiel während den letzen zwei Tagen an über 15 Organisation E-Mails bezüglich eines Treffens geschrieben. Ich erhoffe mir davon, dass ich bei den dann hoffentlich stattfindenden Treffen einiges über die Situation, Möglichkeiten und die konkrete Arbeit lernen kann um damit dann den Menschen ohne Papiere und ohne Dokument in den Bateys „Caballona“ und „La Lechería“ helfen zu können. Hier stehen wir aber wie gesagt noch am Anfang weshalb es auf jeden Fall noch ein langer Weg sein wird um wirklich von einer funktionierenden neuen Sache sprechen zu können. Die Situation dieser Menschen, von denen es auch sehr viele in meinem direkten Lebensumfeld gibt, und die Ursachen dieser Situation werden im 2. Teil meines Berichts besser erläutert.

Einblicke in die Gesellschaft:
Um Ursachen und Hintergründe des Phänomens Rassismus auf dieser schönen Insel mit Namen Hispaniola wenigstens ein bisschen zu verstehen, muss man sich auf eine kurze Zeitreise in die vergangenen Jahrhunderte der zwei Staaten Haiti und Dominikanische Republik begehen. Schon zu Zeiten der europäischen Kolonialherren war die Insel in zwei Bereiche geteilt, in den französischen Bereich, welcher später die Republik Haiti wurde und dem Spanischen, welcher jetzt als Dominikanische Republik bekannt ist. Aufgrund dieser unterschiedlichen Kolonialherren wurde bereits damals schon Hass auf die anderen Inselbewohner geschürt. Im 19. Jahrhundert wurde diese Feindschaft noch verstärkt als im Jahr 1821 die erste freie schwarze Republik Haiti in das Gebiet der Dominikanischen Republik einmarschiert ist um deren Bevölkerung bis zum Jahr 1849 zu unterwerfen. Die erste freie schwarze Republik deshalb, da unter den französischen Kolonialherren vor allem Afrikaner als Sklaven nach Haiti gebracht wurden, 1804 haben dann vor allem diese schwarze Sklaven für die Unabhängigkeit ihres Haitis gekämpft und die Kolonialherren vertrieben, so dass Haiti als erste freie schwarze Republik in die Weltgeschichte einging. Bis dann 1849 die Dominikanische Republik wieder unabhängig von der Besetzungsmacht Haiti wurde, floss auf beiden Seiten sehr viel Blut, was die Menschen bis heute noch prägt. Die Erinnerung an diese Zeit voll von blutigen Kämpfen führt immer noch dazu, dass es so etwas wie Misstrauen und Angst vor einander gibt. Diese Feindschaft ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen, trifft aber glücklicherweise nicht auf alle Menschen dieser zwei Staaten zu. Verschärft wurde dieses Verhältnis noch im 20. Jahrhundert, als dominikanische Nationalisten, teilweise sogar mit der Unterstützung der Regierung, eine regelrechte Jagd auf Haitianer in der Dominikanischen Republik durchführten. Hier gehen die Zahlen der Opfer je nach Quelle bis zu 200 000 hingerichteten Haitianern, so entstand auch der Name des „Rio Masacre“ ( Fluss mit Namen „Massaker“) an der Grenze im Norden der zwei Nachbarstaaten: Berichten zufolge war dieser Fluss durch das Blut der unzähligen Haitianer, welche in diesem Fluss durch den dominikanischen Diktator Trujillo hingerichtet wurden, fast komplett rotgefärbt.
Heute sind es vor allem noch wirtschaftliche Gründe, weshalb das Misstrauen der eher weißen dominikanischen Gesellschaft gegenüber der eher schwarzen Bevölkerung Haitis ( aufgrund der Nachfahren der Afrikanischen Sklaven) steigt. Dies kann man aber wiederum nicht verallgemeinern, da es natürlich auch auf dominikanischer Seite Nachfahren von Afrikanischen Sklaven gibt, diese werden dann zum Teil von ihren eigenen Landsleuten wegen ihrer dunklen Hautfarbe als „ Haitianer“ beschimpft. Haiti wurde in den letzten Jahrzehnten verstärkt von innenpolitischen Krisen geplagt, was teilweise zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt hat. Diese politische Instabilität hatte und hat natürlich auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Landes, welche bis heute katastrophal ist, deswegen versuchen viele Haitianer ihr Glück im ökonomisch besser gestellten Nachbarn. Diese illegalisierte Migration wird von einem Großteil der dominikanischen Gesellschaft als Bedrohung gesehen. Die von mir genannten historischen Gründe, sowie der Umgang der Medien und der Politik mit dieser Form von Migration ( in einigen Fällen geht es schon in Richtung „Hetze“ durch Medien, Politik) führt zu einer weit verbreiten Angst vor dem „schwarzen Nachbarn“. Deswegen stehen dann diese illegalisierten Haitianer am untersten Teil der Gesellschaft und werden stets mit Misstrauen und Feindseligkeit konfrontiert. Außerdem führen sie ein Leben ohne wichtige Rechte wie z.B. ausreichender medizinischer Versorgung, da sie keine Papiere besitzen und eigentlich rechtlich gar nicht existieren.
Das es aber auch anders geht zeigt unser Projekt und unsere Fußballmannschaften, in denen Haitianer zusammen mit Dominikaner ihre gemeinsame Leidenschaft Fußball teilen. Eine Tatsache die unser Projekt zu einem wichtigen Begegnungspunkt zwischen diesen zwei Nationen macht und dadurch zur Völkerverständigung und zum Abbau von Vorurteilen beiträgt.

Sonstiges:
Was gibst den sonst noch so zu erzählen?? Naja als erstes fällt mir ein, dass es ganz langsam mit meinen Tanz“künsten“ vorwärts geht : )) Hier muss ich mich aber weiterhin noch steigern, da hier Tanzen einfach zum Leben dazu gehört und man kaum einen Tag verbringt, an dem man nicht mindestens einmal kurz das Tanzbein schwingt, ob dann zu Reggaeton, Meregue oder Bachata getanzt wird, ist es erst einmal egal, Hauptsache es macht Spaß : ))
Viel wichtiger und leider auch sehr tragisch sind die Umstände unter denen ich gerade diesen dritten Bericht schreibe: Hier regnet es schon seit über 2 Tagen sehr stark und ein Ende ist noch nicht in Sicht, heute waren hier zum Beispiel Schulen geschlossen, viel krasser ist aber die Situation in den Bateys und auf dem Land. Das Batey „La Lechería“, aus dem auch ein Großteil unserer Spieler kommt, liegt in einem leichten Tal, so dass die Hauptstraße, die runter in dieses Tal führt, inzwischen eher als Fluss zu bezeichnen ist. Dieser Fluss reisst alles mit was sich auf dem Weg in Richtung „La Lechería“ befindet und spült dann diesen Dreck und die Steine in einige Holz- und Wellblechhütten in denen die meisten Menschen dort leben. In einigen Regionen des Landes wurden auch schon Todesopfer gemeldet und die Medien sprechen von sehr vielen Menschen, die ihr Haus oder ihre Hütte verlassen mussten und jetzt erst einmal kein Dach mehr über ihren Kopf haben.
An Fußballtraining ist wegen dieser Ausnahmesituation kaum zu denken, so werden wir schauen, ob wir vielleicht morgen beim Freiräumen der Straßen und vielleicht auch Hütten helfen können. In unserem Haus ist aber alles sicher und es braucht sich niemand um uns Sorgen zu machen.

So das war jetzt der dritte Bericht, wer irgendwelche Fragen dazu hat kann sich gerne bei mir melden, inzwischen kann mich auch per Telefon aus Deutschland für 12 Cent die Minute erreichen, also wenn Interesse besteht einfach per Mail nach meiner Telefonnummer fragen.
Sonst könnt ihr mir ja gerne mal schreiben was gerade in Deutschland oder wo auch immer ihr euch befindet los ist und wie es euch geht, freue mich über jede Mail : ))
Dann wünsche euch noch einen schönen Tag und verbleibe mit dem Wunsch, dass es euch allen gut geht und dass ihr gesund seid.
Liebe Grüße aus dem verregneten Los Alcarrizos,
euer Thommi
Der oben stehende Berichte wurde bereits vor 5 Tagen geschrieben, was dann passiert ist haben vielleicht einige von euch in den Nachrichten gesehen: Der Tropensturm „Noel“ hat zu unglaublichen Zuständen hier auf der Insel geführt, so wurde zum Beispiel in 32 Regionen „roter Alarm“ ausgerufen und mindestens genau so viele Dörfer und Städte waren von der Aussenwelt isoliert. Durch Noel kam es zu der regenreichsten Woche seit über 30 Jahren was Verwüstung und leider auch viele Tote mit sich brachte. Bisher wird hier offiziell von mindestens 90 Toten auf der Insel berichtet, über 60 000 Menschen mussten ihre Hütten oder Häuser verlassen, knapp 14 000 Häuser oder Hütten wurden beschädigt, davon sind knapp 1 000 komplett zerstört. Ganze Familien kamen ums Leben als sie sich vor den Fluten retten wollten oder als Häuser dem Sturm nicht gewachsen waren.Schulen sind bis heute geschlossen. Die erste Zeit fiel für 9 Millionen Menschen, sprich für die ganze Dominikanische Republik, der Strom aus. Wir hatten zum Beispiel 4 Tage lang kein Strom mehr. Hier direkt vor Ort war die Situation auch teilweise sehr angespannt, aber nicht so krass wie in anderen Städten des Landes. In der Lecheríá geht es den meisten Menschen gut, keine Hütte wurde schwerwiegender beschädigt. Durch eher indirekte Auswirkungen kam ein Mensch ums Leben. Denn mit dem Regen kam auch die Kälte, weshalb gerade die Gefahr einer Erkältungskrankheit im Batey enorm hoch ist, da einfach alles durchnässt ist, die Leute haben zum großen Teil keine trockenen Kleider mehr. Dieser Mensch, welcher leider vorgestern gestorben ist, haben wir, also wir 3 deutsche Freiwillige und eine amerikanische Freiwillige, noch am Tag zuvor in seiner Hütte gefunden und sofort den Arzt geholt, dieser diagnostizierte eine Form von Hepatitis und Probleme aufgrund der Nässe und Kälte,also auch schwerwiegende Grippe, aber alles in so einem fortgeschrittenen Stadium, dass man ihm nur noch durch Schmerztabletten ein bisschen die Schmerzen lindern konnte. Er konnte seinen Körper bereits nicht mehr bewegen, zum Sprechen hatte er auch nicht mehr genügend Energie und niemand konnte sich wirklich um ihn kümmern, da viele mit ihren eigenen Problemen wegen Noel beschäftigt waren.
Unsere Arbeit während dieses Ausnahmezustandes beschränkte sich darauf den Menschen zumindest beim Nötigsten zu helfen. Regen und Kälte hat zu einem Besorgnis erregenden gesundheitlichen Zustand der Menschen geführt, sie können zum Beispiel nicht kochen, da all ihr Hab und Gut einfach zu nass ist, deswegen haben sie auch kein Holz oder keine Kohle zum Anzünden eines Feuers. Zusammen mit den amerikanischen Freiwilligen haben wir dann z.B. Brot und Suppe an die Kinder im Batey gekocht und verteilt, dass zumindest diese eine warme Mahlzeit haben. Davon gibt es auch als Anhang ein Bild.
Langsam normalisiert sich die Situation im Land wieder, aber schon haben die Menschen wieder Angst, da anscheinend ein zweiter Tropensturm in der Karibik umherzieht und dieser auch vielleicht wieder starke Regenfälle und Stürme auf die Insel bringt. Im Moment ist es aber trocken und es scheint sogar ein bisschen die Sonne, hoffen wir einfach, dass dieses Wetter die nächsten Wochen anhält. Uns geht es wie schon gesagt gut und niemand braucht sich um unsere Situation Sorgen zu machen. Unser größtes Problem war teilweise einfach nur die Hilflosigkeit, welche wir und all die Menschen hier gegenüber der Natur und den Zuständen in den Armenvierteln während dieser extremen Zeit verspürt haben.

2.Bericht

„Es ist Sonntag, der zweite September, meine Eltern und ich machen uns auf dem Weg Richtung Flughafen Frankfurt. Im Gepäck mein Rucksack und natürlich eine Hand voll Erwartungen und Vorstellungen was mich im kommenden Jahr erwarten wird.“
So ging mein „Abenteuer“ vor genau 4 Wochen los, unglaublich wie schnell diese erste Zeit vorbeiging. Jetzt bekommt ihr also meinen zweiten Bericht, dieses Mal nicht geschriebenen unter den Einflüssen des karibischen Nachthimmels, sondern direkt aus meinem neuen Zimmer. Meine Stimmung ist aber weiterhin dieselbe, es macht immer noch richtig Spaß. Ich versuche noch so jedes kleines Erlebnis intensiv mitzunehmen und gebe hier mein Bestes.
Was hat sich in diesen vorbei rasenden ersten 4 Wochen den noch so geändert?? Erstens: Wir haben richtig fleissig an unserer WG gearbeitet, Zimmer und Küche neu eingerichtet, sowie Sachen repariert. Außerdem sind wir zweitens jetzt alleine im Projekt, dass heisst unsere Vorgänger sind weg und jetzt haben wir die ganze Verantwortung und müssen versuchen in der kommenden Zeit das Projekt möglichst weit nach vorne zu bringen. Da haben wir ja schon die 2 Themen für den zweiten Bericht : ))
Unsere WG: Im Umfeld unserer WG hat sich nicht viel getan, wir wohnen immer noch „berühmt berüchtigten“ Los Alcarrizos ; )) Langsam ist es aber nicht mehr so gefährlich für uns, da wir inzwischen schon bei vielen hier wohnenden Menschen bekannt sind, außerdem haben wir auch schon viele neue Freunde kennen gelernt, mit denen man zum Beispiel am Wochenende etwas unternehmen kann. Der Colmado- Besitzer, also Art Supermarkt, um die Ecke kennt uns inzwischen auch schon und so bekommt man auch einen fairen Preis. (An das Verhandeln hier in der Dominikanischen Republik muss man sich echt gewöhnen, vom ersten überteuerten Touristenpreis bis zu einem fairen Preis für hier lebende Menschen kann man schon einige Minuten benötigen ; )) ) Im Inneren unserer WG hat sich aber einiges getan. Ein Zimmer musste zum Beispiel komplett neu eingerichtet werden, da wir ja dieses Jahr hier zu dritt wohnen und unsere Vorgänger lediglich zu zweit waren. Außerdem haben wir jetzt auch ein neues Bücherregal, einen neuen und deswegen natürlich auch funktionierenden Ofen und weitere Regale für Materialien für unsere Arbeit. Die Zeiten, in denen wir also noch zu 8 hier gehaust haben,2 Vorgänger, noch 2 andere Freiwillige und Pablo, einer der Köpfe unserer Organisation, sind inzwischen also vorbei. Bei der anderen WG in der Dominikanischen Republik scheint es auch gut zu laufen und die ersten Hürden sind schon überwunden. Glücklicherweise gibt es jetzt in unserer Küche auch nicht mehr regelmäßig Ameisenalarm, da wir jetzt endlich den nötigen Stauraum für Brot, etc. haben und gut mit Wasser spülen können, welches aber natürlich weiterhin nicht fließend aus der Leitung kommt. Auch die Stromsituation hat sich durch die Anschaffung einer Art Batterie deutlich verbessert, so haben wir jetzt eigentlich immer genügend Strom um zum Beispiel die Ventilatoren laufen zu lassen wenn wir nachts schlafen. Anders ist das Schlafen bei den Temperaturen hier fast nicht möglich : )) Die Stimmung unter uns 3 ist auch weiterhin sehr gut, wir verstehen uns prächtig und einiges hat sich schon eingespielt, für alles andere bringen wir dir das nötige Improvisationstalent mit ; )) Und wenn wir schon beim Thema „Improvisieren“ sind schreibe ich euch jetzt über unsere Anfänge im Projekt : ))
Unser Anfang im Projekt: Zur Zeit ist es noch so, dass wir tagsüber 4 Stunden Spanisch Unterricht haben. Wir haben also jeden Tag so um die 12 Stunden Arbeit, morgens um 8 Uhr geht es mit Spanisch los, danach kommt das erste Fußball-Training von 10.30 bis kurz nach 12 Uhr mit so um den 20 Kids im Alter von 10 bis 12 Jahren. Dann haben wir eine einstündige Mittagspause, welche wir bisher immer in Caballona, so heisst das Batey in dem unser Projekt ist, mit Ausruhen und ein bisschen Planen verbracht haben. Zur Erinnerung: Ein Batey ist ein von Haitianern bewohntes Armenviertel. Das andere Batey, aus dem noch Kids zu unserem Projekt kommen, heißt La Lecheria und ist eines der Ärmsten im Land ( siehe erster Bericht). Um circa 13.30 Uhr geht es dann mit Sala de tarrea los, also Hausaufgabenbetreuung. Die Arbeit dort geht für zwei der Freiwillige bis 15 Uhr, der andere Freiwillige arbeitet dort bis 17 Uhr während die anderen von 15 bis 17 Uhr eine weitere Mannschaft trainieren. Aktuell wird vor allem noch an der Struktur des Sala de tarreas gearbeitet, bisher wird das Angebot noch nicht so richtig wahrgenommen, aber wir arbeiten ja auch erst seit einer Woche konstant daran, morgen treffen wir uns zum Beispiel mit den Lehrern unserer Fußballjungs um zu erfahren welche Kinder auf jeden Fall Hilfe brauchen. Wir wollen in ein paar Wochen so weit sein, dass konstant gerade die Kinder in den Sala de tarrea kommen, welche auch versetzungsgefährdet sind und das sind leider auch sehr viele von unseren Fußballkids. Ich denke, dass das Gespräch mit den Lehrern ein wichtiger Schritt sein wird um ein bisschen Kontinuität in das Ganze reinzubekommen. Die Zeit ab 15 Uhr im Sala de tarrea läuft hingegen schon besser, da wir zusammen mit einem Mädchen uns in dieser Zeit vor allem um die Vorschulbildung kleiner Kinder kümmern, aber auch hier gibt es noch Spielraum und unser gemeinsames Ziel ist es hier vor allem Kindern ohne Zugang zur Schule anzusprechen und ihnen somit wenigstens ein bisschen Hoffnung zu machen. Die kleinen Kids sind auf jeden Fall ganz interessiert und nehmen, teilweise auch spielerisch, etwas für ihr hoffentlich kommendes Schulleben mit. Wie schon erwähnt während dieser zweiten Sala de tarrea Phase arbeiten die 2 anderen schon mit einer weiteren Fußballmannschaft im Alter von 12 bis 15 Jahren. Es ist richtig anstrengend teilweise gut über 20 Kids gleichzeitig zu trainieren ohne dabei den Überblick und die Nerven zu verlieren, aber mit ein bisschen Dominikanischer Gelassenheit passt das Ganze, auch der Respekt der allermeisten Kinder passt, so dass man zusammen einiges erreichen kann. Zumindest gibt es eine gute Basis dafür : )). Um den Fußballaspekt zu beenden gibt es dann ab 17 Uhr noch ein Training mit den Pequenitos, alle so um die 8 Jahre, egal ob Junge und Mädchen, alle echt verdammt nett. Auch wenn es mit der Ordnung noch nicht so hinhaut macht es echt Spaß mit diesen Kids den Fußballtag abzurunden. Wenn dann um 18.30 Uhr dieses Training beendet ist, versuchen wir so schnell wie möglich mit dem nächsten Carro Público ( siehe erster Bericht, naja so eine Art „Taxi“) Richtung Haus zu kommen, dann noch schnell mit Schlauch unter die Dusche und hoffen, dass genügend Wasser da ist und schon steht Kenya vor unserem Haus mit dem Ziel uns noch einmal mit 2 Stunden Spanisch zu belehren oder doch besser Dominikanischer Kultur zu unterrichten. Dabei kommen dann gemeinsame Kochstunden, Diskussionen auf Spanisch über hier relevante Themen und natürlich die Feinheiten der Dominikanischen Sprache nicht zu kurz : )) Dann geht unser circa 12 Stunden Tag auch schon zu Ende und wir relaxen meistens noch ein bisschen auf unserer Galerie und verbringen die restliche Zeit vor dem Schlafen gehen mit Gesprächen mit den Nachbarn und den Nachbarskinder, zum Beispiel Junior, ein 9 jähriger Dominikaner, der einfach richtig cool und nett ist oder seinem Bruder Emily, schon ein bisschen älter, aber fast genauso lieb. Der Vater der beiden heißt Nelson und ist auch ein richtig kumpelhafter Typ und sehr hilfsbereiter Nachbar, wir haben hier echt Glück mit den Nachbarn, danke auch noch einmal an die ganze Vorarbeit von unseren Vorgängern. Probleme in der Nachbarschaft gibt es dennoch, zum Beispiel ist Nelson Alkoholiker und wohnt mit seinen 2 Kindern und 2 anderen männlichen Familienmitgliedern zusammen, welche ebenfalls Probleme mit Alkohol haben, Jobs und Frauen haben sie keine und schlafen müssen sie zusammen mit Emily und Junior auf dem Boden ihres Hauses.
Also so eine Art Fazit:

Was richtig gut läuft und auch sehr viel Spaß macht ist das Fußballtraining mit den Kids. Baseball heisst hier üblicherweise der Sport mit dem die Kids aufwachsen, dennoch können wir uns kaum vor neuen motivierten Spielern und auch Spielerinnen schützen : ) Täglich kommen neue hinzu und wollen mit trainieren, aber jetzt wollen wir erst einmal einen festen Stamm an Spielern bekommen, bisher kommen in die 3 Trainings so jeweils um die 20 Kinder. Was auch schon gut angelaufen ist sind Gespräche und Ansprachen in denen es um Dinge wie Teamgeist, usw. geht. Unser Anliegen ist es aber diesen Bereich weiter auszubauen, so dass wir mithilfe von Fußball Werte vermitteln können. Allein schon die Tatsache das in unserer Mannschaft Haitianer zusammen mit Dominikaner für ein gemeinsames Ziel arbeiten ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht wie verhasst und rassistisch in weiten Teilen des Landes oder in den Medien miteinander umgegangen wird.
Für den Vormittag suchen wir noch nach einer passenden neuen Struktur, also zum Beispiel ein Raum, so dass wir auch vormittags Sala de tarrea anbieten können, das macht hier Sinn, weil die Schüler entweder Nachmittags oder Vormittags Unterricht haben. Für die Zeit von 12 Uhr, wenn möglich, bis 15 Uhr denke ich, dass das morgige Gespräch mit den Lehrern uns nach vorne bringen wird. Für die Zeit ab 15 Uhr bauen wir weiterhin auf die Zusammenarbeitet mit Virginia, so heisst das junge Mädchen, welches sich zusammen mit uns als gemeinsames Ziel die Unterstützung kleiner, sowie „schulferner“ Kinder vorgenommen hat. Außerdem wird, sobald genügend Kids im Sala de tarrea sind, das Angebot um Workshops erweitert, also zum Beispiel Aids und Zahnpflege.
Samstags geht es jetzt bis Dezember zusammen mit unseren Jungs im Süden der Dominikanischen Republik hin und her, da wir an einem mehrmonatigen Turnier teilnehmen. Organisator dieses Turniers ist Pascacio, ein inzwischen guter Freund, welcher als Ex-Nationalspieler im Namen des aktuellen Präsidenten für den Fußballsport im Land zuständig ist. Außerdem ist er der Sportkoordinator einer der reichsten Schulen im Land, also in der Hinsicht das krasse Gegenteil von uns. Gerade diese Tatsache zeigt aber auch wie wichtig unsere gemeinsame Arbeit ist, denn so begegnen sich in unserem Projekt nicht nur Dominikaner und Haitianer, sondern durch Turniere finden auch soziale Begegnungen zwischen den ärmsten und reichsten Menschen dieses Landes statt. Eine Tatsache von der vor allem die reichen Kinder und Familien profitieren können, denn so werden sie mit dem Leben und den sozialen Zuständen der meisten Menschen hier konfrontiert und diese sind prekär, sehr oft ohne Wasser, Strom und gesundheitlicher sowie schulischer Versorgung.
Begegnungen all dieser unterschiedlichen Menschen sind unser Projekt, bringen unser Projekt nach vorne und sind das Wichtigste um neue Wege und Ziele für uns und für unser Projekt zu entdecken.
Mit der Hoffnung auch viele weiteren Begegnungen hier in der wunderschönen Dominikanischen Republik grüßt euch herzlichst
euer Thommi
Natürlich hoffe ich, dass es euch allen, egal ob Daheimgebliebenen oder an anderen Orten dieser Welt zur Zeit lebenden Menschen, gut geht und ihr eine schöne Zeit verbringt, lasst mal wieder etwas von euch hören : ))

1. Bericht

Hola Compays, que lo que?? ( dominikanisch: Hallo Freunde, wie gehts?)
als erstes darf ich euch sagen, dass es mir sehr gut geht und mir die ganze Sache hier so was von gefällt : )) Ich schicke euch jetzt gerade meinen ersten Bericht, welchen ich gerade unter karibischen Himmel auf dem Dach meiner neuen WG, neben Palmen und einem dunklen Stadtviertel geschrieben habe.
Also wo soll ich anfangen?? Es gibt wahnsinnig vieles zu erzählen, darunter viele Sachen, welche man eigentlich gar nicht beschreiben kann, man muss sie erleben um sie auch verstehen zu können. Ich versuche dennoch mein bestes um euch einen kleine Beschreibung zu liefern.
25 Grad Celsius, hohe Luftfeuchtigkeit, das sind die ersten Sachen, die mir einfallen, wenn ich an unsere Ankunft denke, man muss dazu sagen, dass unsere Ankunft nachts um 3 Uhr war, die Hitze, tagsüber mindestens 35 gefühlte Grad Celsius, macht hier schon einen richtig müde und fertig, aber wir gewöhnen uns langsam daran. Das zweite Erlebnis war das Warten am Flughafen, warum ich das hier nenne hat was mit den Kommunikationsproblemen mit unseren Vorgängern zu tun, weshalb wir 8 Stunden gewartet haben, das sind sogar für dominikanische Verhältnisse viel ; )).
Um ein bisschen Struktur in all meine Impressionen und Gedanken über mein Leben hier zubekommen werde ich noch über 4 Sachen in diesem ersten Bericht schreiben, das sind der Verkehr hier, unsere WG, das Projektumfeld und ein wundervolles „Cafe von leche“ Fußballturnier, welches unsere Vorgänger organisiert haben.
Der Verkehr: Die Mentalität der Menschen hier, die nicht wirklich vorhandenen Regeln, die kaputten „Straßen“ ( naja zum Teil Straßen; )) )sowie der Stress und die vielen Menschen der capital, so wird voller Stolz Santo Domingo genannt, verursachen eine unglaubliche Mischung an Chaos : )) Jeder fährt wo er will, jeder hupt wo er will, jeder parkt wo er will, ich sage euch das reinste Chaos hier: 2 spurige „Straßen“ werden zu 4 oder 5 spurigen, man fährt auf Gehwegen, über rießige Schlaglöcher, über rote Ampeln, Hauptsache die Hupe funktioniert, nicht zu vergessen die slalomfahrenden Autos wegen der Schlaglöcher. Allein die öffentlichen Verkehrsmittel sind ein Bericht für sich wert: Taxis die man selbst anschieben muss und schlußendlich von Pferden mitten auf Verkehrsknotenpunkten einer Millionenstadt überholt werden, Carros Públicos, welche auch eine Art Taxi sind, welche oftmals mit Schnüren zusammengehalten werden und keine aufmachbaren Türen mehr haben. Diese Carros sind ganz normale Autos, haben ein grünes oder gelbes Dach und mit ihm fahren meistens 7 Personen : )) Noch besser sind die Guaguas, alte Kleinbusse, z.B. VB Busse, diese werden je nach Größe mit bis zu 40 Menschen „beladen“, die große Schiebetüre fehlt oftmals, gefährlich aber man kann besser einsteigen ; )) Egal welches Transportmittel, es kommt häufig vor, dass sie fast auseinanderfallen oder zum Beispiel kaputte Scheiben haben, wie gesagt am besten selbst erleben. Achja und zum links abbiegen fahren hier echt viele einfach auf der Gegenspur.
Unsere WG: Wir wohnen im landesweit bekannten Barrio ( Stadtviertel) Los Alcarrizos ( 100 000 Einwohner) von der Hauptstadt Santo Domingo, landesweit deshalb, weil sehr viele Menschen aus der ganzen Dominikanischen Republik wegen fehlender Arbeit ihr Glück in der Capital versuchen, sowie viele Haitianer, welche wegen sozialen Unruhen im Nachbarland in Richtung Santo Domingo flüchten, dort finden die meisten keinen Anschluß an die Gesellschaft und landen schlußendlich im Problemviertel Los Alcarrizos. Die Menschen hier, also wir auch, haben landesweit zum Teil einen schlechten Ruf, z.B. kommt es vor, dass man mit Frauen spricht und sie ein bisschen kennen lernt, wenn diese dann aber herausfinden, dass man aus Los Alcarrizos kommt schlagen sie die Hände über den Kopf und wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Hier gibt es auf jeden fall genügend Kriminelle, Gewalt und Drogendealer, allein seit April wurden hier 5 Menschen auf offener Straße erschossen, an einem Colmado, also Art Supermarkt, klebt sogar noch Blut. Wasser bekommen wir meistens alle 3 Tage, so wie es Leonel, der amtierende Präsident, gerade will. Mit dem Strom läuft es inzwischen besser, das Viertel hat gerade zum Beispiel kein Strom( bezahlen kann ihn sowieso keiner, Leonel regelt das), aber so ab nachts um 22Uhr gibt es wieder für die Nacht Strom, also gut für die Ventilatoren : )). Inzwischen haben wir einen Inversor bekommen, d.h. wir müssten jetzt eigentlich fast immer Strom bekommen.Achja die Beziehungen zu den Nachbarn laufen Dank unseren Vorgängern Manu und Jose auch bestens, einfach sehr viele nette Leute hier und überall laute Musik aus den bunten Häusern, schon auch ein Zeichen für die Lebensfreude hier : ))
Das Projektumfeld: Das Projekt befindet sich im Batey Caballona ( Batey= Armenviertel mit vielen illegalisierten Haitianer), es kommen aber auch Kids aus dem benachbarten La Lechería, beides befindet sich 5 Carrominuten von uns entfernt. Die Menschen dort sind die ärmsten der Dominikanischen Republik, sie haben auch kein fließendes Wasser, oder oft auch gar kein Wasser, Milch wird zum Beispiel per Milliliter Spritze an die Kinder verteilt, so dass es für jeden reicht. Die Aidsrate wird bis zu 20 % geschätzt, die Verhältnisse sind einfach schrecklich. Doch was diese Menschen daraus machen ist umso erstaunlicher, sie freuen sich über jeden Tag ihres meist eher kurzen Lebens, es wird auf den Straßen gequatscht, karibische Musik wie Merengue, Batchata gehört, in Colmados eingekauft und die Zeit in dieser schönen Gegend gelebt. Das sind zumindest meine bisherigen Eindrücke, mal schauen was sich noch verändern wird, bin ja erst seit einer Woche hier. Deswegen kann ich euch noch nicht viel über unsere Erfahrungen mit Workshops und u berichten, lernen gerade erst alles, also auch Stadt, kennen, wollen aber auf jeden Fall gleich mit einem Zahnputzen Workshop und AIDS Workshop anfangen, das ist aber nur die eine Seite unseres sozialen Basisprojekts, in die andere, nämlich die des Sportsozialprojekts sind wir schon wesentlich besser eingelebt, das Fußballtraining mit den Jungs macht einfach Spaß, meistens sind es bis zu 20 Kids im Alter von 12 bis 15 Jahren pro Mannschaft, wir versuchen gerade 4 Mannschaften aufzubauen, also noch eine für kleinere Kids und eine für Frauen. Die Kids sind sowas von motiviert, weil Fußball für sie ein großer Bestandteil ihres Lebens ist und vieles andere schlechte kompensiert. Da kommen wir auch schon zum letzten Teil meines Berichts, welchen ich wohl nur unter emotionalen Einfluss schreiben kann, sonst versuche ich die Situation sachlich wiederzugeben : ))
„Cafe con leche“ Fußballturnier: Warum dieser Name?? Die dominikanische Gesellschaft ist in manchen Teilen sehr rassistisch, also speziell im Umgang mit den Haitianern, welche zum größten Teil afrikanischer Abstammung sind. Da wir hier aber an einem sozialen Brennpunkt wohnen, wo Dominikaner und Haitianer zusammenleben ist dieser Rassismus nicht wirklich zu spüren, ganz im Gegensatz zu manchen Stadtteilen in der Capital. Cafe das sind die schwarzen Haitianer und leche (=Milch) das sind die weißen Dominikaner, ganz so allgemein ist es nicht,aber diese Aufteilung passt in groben Zügen schon. Das Turnier, an dem 8 Mannschaft aus der ganzen Umgebung teilnahmen, war also eine Konfrontation beider Bevölkerungsgruppen, ähnlich wie wenn Israelis und Palästinenser zusammen auf einem Platz Fußballspielen und genau dieses ZUSAMMEN war Programm, was gibt es den eigentlich schöneres wie auf diese spielerisch Art Vorurteile abzubauen und Verständigung zwischen Menschen zu schaffen??
Unser Team war auf jeden Fall sehr erfolgreich, allzu gerne erinnere ich mich an die letzte Minute des Viertelfinales: Junior, ein Kind in unserem Projekt, schoss das entscheidende Tor zum 1:0 und die Bateys Caballona und La Lechería standen Kopf, mindestens 200 Menschen stürmten das Feld und feierten gemeinsam unser Team, was zum Teil aus Dominikanern und Haitianern besteht. Es war ein wunderschön gelungener Start und ein genauso perfekter Abschied für unsere Vorgänger, anbei noch einmal vielen Dank für eure bisherigen Tipps und weitergegebenen Erfahrungen. Schließlich wurden wir Zweiter, aber gewonnen haben eigentlich alle : )) Sogar ein Vertreter des dominikanischen Fußballverbands war da, sowie ein Vertreter der deutschen Botschaft, im landesweiten Fernsehen kamen wir mit diesem Turnier auch : )) Ein ehemaliger Nationalspieler der Dominikanischen Republik haben wir so auch schon als Freund gewonnen, die Komponente Fußball als Vermittlung von Werten wie Teamgeist, Fairness kommt Richtung gut an und wir haben schon zusammen mit unseren Vorgängern neue Visionen, können also jede mögliche Unterstützung gebrauchen, egal ob Bälle für die inzwischen über 50 Kids, Torwarthandschuhe, finanzielles Sponsering oder auch längerfristige Partnerschaften. Hierzu kann ich euch auch gerne noch mehr berichten, bzw. ein Dokument der Vorgänger schicken.

Ok das wars erst einmal, auch für mich eine schöne Reflexion der ersten Tage hier, für euch hoffentlich auch lesenswert dieser erste Bericht, bin für Kritik von euch sehr offen : ))
Im Barrio gibts immer noch kein Strom, weshalb sich das Versenden noch ein bisschen verspäten kann( wenn es welchen gibt springen alle Leute auf die Straße, schreien es rum und freuen sich, ähnlich wie mit dem Wasser), so lange genieße ich noch diese traumhafte Nacht und den karibischen Himmel, sowie meine tolle WG zusammen mit meinen Freiwilligen. Danach ärgere ich mich noch ein bisschen mit dem Moskitos rum und versuche dann in meiner Hängematte zu schlafen, da fällt mir noch ein : 2 der aktuell hier ( damit meine ich unsere WG) 8 wohnenden Personen haben wohl Dengue Fieber, d.h. 8 Tage lang Fieberstöße und grippeähnliche Erscheinungen, ja das Leben ist hier echt gefährlicher, wir passen aber auf einander auf und versuchen unser Bestes um das Projekt nach vorne zu bringen, ein Lächeln oder sogar die Tränen voll Freude der Kinder beim Viertelfinalsieg lassen so einiges hier vergessen und motivieren uns.

Es grüßt euch der unter karibischen Sternenhimmel sitzende, Merengue und Reggeaton hörende,sowie langsam tanzen lernende, also schon richtig gut eingelebte ; )) Thommi

Hoffe euch gehts auch allen gut, lasst mal was hören.

PS: Könnt mich alle sehr gerne besuchen umso die harte Realität dieser Insel kennen zulernen, fernab von Touristen Ressorts und den Angeboten der Tourismusunternehmen

Montag, 27. August 2007

Bilder von der "Baila contra pobreza!"Solitour sind online und silles, julis, miris und sarahs blog

In der linken Leiste gibt es einen Link zu meinen Fotoalben, da findet ihr jetzt auch ein paar Fotos der absolut derben "Baila contra pobreza!" Solitour und dem Solikonzert im Bahnhof Künzelsau mit LebensWeGe, also unbedingt mal anschauen. Hier noch einmal der Link http://picasaweb.google.com/thomasmariohirschlein

Außerdem müsst ihr mal auf http://silcle.wordpress.com/ vorbeischauen, über diesen blog bekommt ihr Infos was Miri, Sille,Juli und Sarah in ihrem Auslandjahr so treiben und erleben.